Industrie 4.0 – was das für Ihre Vorlesungen bedeutet

In der Industrie 4.0 müssen sich Lehrende auf die Digitalisierung des Lernens vorbereiten. Sonst verlieren sie schnell den Anschluss an die Konkurrenz.

Industrie 4.0 – was das für Ihre Vorlesungen bedeutet

Die Industrie 4.0 wird auch als vierte industrielle Revolution genannt. Der Begriff bezeichnet die intelligente Vernetzung von Maschinen und Vorgängen mithilfe von Informations- und Kommunikationstechnologie. Unternehmen können Daten auf vielfältige Weise nutzen. Einzelne Arbeitsschritte mit verschiedenen Firmen in der Produktion können besser abgestimmt werden und Ressourcen gespart werden, da die Logistik optimiert wird und Auslastung von Maschinen besser geplant ist. Fabriken werden zunehmend wandelbarer. Produktionsfließbänder werden modular aufgebaut sein und Produkte werden in geringer Stückzahl zu bezahlbaren Preisen hergestellt. So können die Produkte kundenspezifischer werden. Daher müssen auch die Bildungsinstitutionen den Schritt in die digitale Zukunft schaffen, indem sie die Vorlesungen entsprechend darauf abstimmen. Zunächst einmal müssen die Grundvoraussetzungen hierfür geschaffen werden, indem man die digitalen Infrastrukturen in soweit ausbaut, dass digitales Lernen in An- und Abwesenheit möglich ist.

Blended Learning

Bei der Weiterentwicklung der Industrie 4.0 ist insbesondere Blended Learning von Bedeutung. Blended Learning bedeutet übersetzt so viel, wie "gemischtes Lernen" und ist ein zentraler Begriff des digitalen Lernens, das in Deutschland auch als "hybrides Lernen" bezeichnet wird. Als sogenannte Mischform sollen die Vorteile von Präsenzveranstaltungen, wie auch Online-Kursen, Webinare oder Tutorials, optimal genutzt werden. Dies soll erreicht werden, indem man verschiedene Methoden und Medien aus beiden "Lernorten" miteinander verbindet. Das bedeutet die Unterstützung von Präsenz Vorlesungen mit medialen Werkzeugen und Diensten. Aber auch Audio- und Videoaufzeichnungen von Vorlesungen werden zunehmend wichtiger. Zentrale Learning-Management-Systeme, wie Moodle, sind schon heute an Hochschulen etabliert. Diese Plattformen stellen unterrichtsbegleitende Materialien, wie Vorlesungsfolien zur Verfügung. Zudem erleichtern sie die Kommunikation von Dozent mit Studierenden und der Studierenden untereinander. 

Blending Learning ist ein Unterbegriff vom E-Learning, was gemein hin der Oberbegriff für online unterstütztes Lernen ist. Hier gibt es verschiedene Ansätze und Modelle, wie man Präsenz- und Online Kurse gewichtet. Im Rotationsmodell wird der genaue Ablauf des Kurses vom Lehrenden vorgegeben. Beim Flex-Modell erarbeiten die Lernenden sich die Inhalte überwiegend online und der Lehrende steht nur für Fragen und Problem persönlich zur Verfügung. Als eigenen Blend bezeichnet man einen Online Kurs, der zusätzlich zu einem Präsenz-Angebot belegt werden kann. Beim angereicherten Modell wird ein Online-Kurs zum Beginn oder Abschluss von Präsenz-Terminen bezeichnet.

Je nach Modell unterscheidet sich natürlich auch der genaue Ablauf des Kurses. Meistens ist es jedoch empfehlenswert, wenn sich Lehrende und Teilnehmer zumindest einmal in einer Art persönlicher Kick-off Veranstaltung kennenlernen. So kann man beispielsweise auch eine genaue Einführung in die entsprechende Online-Plattform geben, sodass eventuelle später aufkommende Fragen bezüglich der Verwendung und Technik bereits im Vorhinein geklärt werden können. Die Vorteile von Blended Learning sind, dass individuelles Lernen im eigenen Tempo ermöglicht wird und auch der Lehrende gewisse Veranstaltungen nur einmal aufzeichnen muss und sie über längeren Zeitraum für mehrere Kurse verwenden kann. 

Lehrende müssen sich auf die Digitalisierung des Lernens vorbereiten

Die Industrie 4.0 wird immer mehr zum Gegenstand der Bildung. Als eine gebildete Persönlichkeit zählt heutzutage, wer sich auch mit den technischen Neuerungen auseinandersetzt, diese begreift und im Alltagsleben anwenden kann. Umso mehr muss gerade jungen Leuten der kompetente Umgang mit Informations- und Kommunikationstechnologien vermittelt werden, die neben Lesen, Schreiben und Rechnen eine vierte Kulturtechnik darstellen. Um die Industrie 4.0 weiter vorantreiben zu können, müssen spezifische Bildungsangebote für interessierte Jugendliche bereits in der beruflichen Ausbildung über alle Anwendungsbereiche bereitgestellt werden. 

Neue Medien und Werkzeuge, wie Simulationen, Lernplattformen oder E-Books bereichern schon jetzt sowohl die schulische, als auch die akademische Ausbildung. Sie können des Weiteren dazu verwendet werden komplexe Sachverhalte eingängiger zu vermitteln, indem sie beispielsweise in 3D-Darstellungen veranschaulicht werden. Der Lernprozess wird individualisiert, der orts- und zeitunabhängig den speziellen Bedürfnissen Einzelner angepasst werden kann. Die Zusammenarbeit zwischen Lernenden und Lehrenden kann über Lehrräume hinaus auf virtuell vernetzten Interaktionsräumen stattfinden und so die Kommunikation, Kooperation und interdisziplinäre Forschung vereinfachen. Für Lehrende heißt dies, dass sie sich in erster Linie weiterbilden müssen, um den Schülern und Studenten, das von ihnen geforderte Wissen auch entsprechenden vermitteln zu können. 

Auch die Infrastruktur muss angepasst werden. Bibliotheken müssen digitalisiert werden, sodass Bücher online visualisiert und frei zugänglich werden. Zudem geistert zunehmend der Spruch herum "Digitalisieren oder sterben". Dies ist nicht nur eine Warnung an Unternehmen, selbst zur Industrie 4.0. aufzuschließen, sondern bedeutet auch für Lehrende sich möglichst schnell an die digitalisierte Welt anzupassen. Die Industrie 4.0 macht Menschen auch flexibler, sodass sie Zeit und ortsunabhängig lernen können. Wer immer noch ausschließlich auf Präsenzveranstaltungen und den Einsatz von Tageslichtprojektoren setzt, wird hier schnell den Anschluss an die Konkurrenz verlieren.